Dezember 2020

Filmkritik: Unhappy

Handlung

Der Kurzfilm beginnt damit, dass sich der Schauspieler Marc Berger für ein biografisches Video vorbereitet und kurz mit dem Kameramann oder Regisseur technische Details bespricht. Doch dann geht es auch sogleich mit der Aufzeichnung der Selbstvorstellung von Marc Berger los – nach eigener Aussage nur ein kleiner Schauspieler. Er hält einen Monolog über sich und sein Leben, dessen unglückliche Wendungen, und warum er immer unhappy ist.

Sein Unglücklichsein begann schon in der Kindheit, er spricht über seine Eltern, seine Geschwister, eine schwierige Familiensituation: Die immer kranke Mutter, die Trennung der Eltern, der Partner, der ihn verließ; gesundheitliche Tiefschläge, Depressionen. Marc Berger gesteht, dass nie jemand (weder Eltern, noch sein Ehemann) je "ich liebe Dich" zu ihm sagte. Und vom Zwang, immer und jederzeit perfekt sein zu müssen, im Job, in der Familie, im ganzen Leben ...

Seine Stärken sieht er darin, anderen immer zu helfen, und vor allem auch im Schauspiel, wo er auch vor schwierigen und komplexen Rollen nicht zurückschreckt. Dies ist auch das einzige, was ihm nach eigener Aussage Spaß machte. Doch dies ist ihm 2020 durch Corona auch noch weggebrochen ...

Fazit

Unhappy ist der neue Film des Schauspielers Thomas Goersch, der dabei in der Rolle des Schauspielers "Marc Berger" in Erscheinung tritt. Berger ist gleichzeitig auch die einzige Person des gesamten Films. Goersch war bei diesem Werk jedoch nicht nur der einzige Charakter, er hat auch hinter der Kamera fast alle Aufgaben übernommen.

Technisch gibt es an dem Kurzfilm nichts zu bemängeln. Er ist zwar minimalistisch gehalten, aber vermittelt sehr gut diese Aufnahmesituation und ist solide umgesetzt. Eine extra Erwähnung hat die Titelmusik verdient. Es gibt sie zwar nur am Anfang und Ende, doch ist sie sehr passend und eingängig, um nicht zu sagen "catchy".

Die Story ist schlüssig und konsistent. Man blickt zusammen mit Marc Berger auf sein Leben, auf sein Unglücklichsein. Diese Offenheit bietet natürlich auch Angriffsfläche und macht verletzlich. Berger ist schonungslos ehrlich, ohne jemanden für seine Situation direkt verantwortlich zu machen oder anzuklagen, dies lässt die Figur trotz ihrer Traurigkeit sehr sympatisch wirken. Daher lässt Bergers Lebensgeschichte mit allen Tiefschlägen den Zuschauer nicht kalt. Immer mal wieder bekommt man das Bedürfnis, Berger einfach in die Arme zu nehmen und an sich zu drücken. Berger zeigt eine tiefe Melancholie, die sich auch unweigerlich auch auf den Zuschauer überträgt, ohne ihn jedoch selbst in Depressionen zu stürzen. Thomas Goersch bringt die Person und die Stimmung sehr authentisch rüber.

Doch das führt zu der Frage: wie viel Berger steckt in Goersch, bzw. wie viel Goersch in Berger? Ich möchte nicht verschweigen, dass ich Thomas Goersch zu einem meiner guten und wichtigen Freunde zähle, mit dem ich zusammen schon viel erlebt habe. In der letzten Zeit haben wir uns zwar eher selten gesehen, aber ich denke, ich kenne ihn und auch viele Aspekte seines Privatlebens gut.

Einer der ersten Sätze des Marc Berger im Film, die noch vor dem eigentlichen Start der Aufnahme fallen, ist "Man redet ja nicht so oft über sich, sondern spielt ja 'ne Rolle". Und Thomas Goersch hat in seinem Leben bereits Rollen in über 200 Filmen gespielt. Aber dies ist der erste Film, in dem er eigentlich nur sich selbst verkörpert: Berger ist Goersch.

Fakten

Name: Unhappy (2020, Deutschland)
Sprache: Englisch
Genre: Drama/Experimentalfilm
Laufzeit: 17 Minuten
Story, Kamera, Regie: Thomas Goersch
Darsteller: Thomas Goersch
Schnitt: Dorian Valentino
Musik: Martin Gerke
 

Die DVD mit dem kompletten Film kann über die Unhappy-Facebook-Seite angefordert werden.