Filmkritik: Unvergessen

Unvergessen ist der neue Kurzfilm von Marcello Filippelli. Nachdem sein Erstlingswerk Unerträglich sehr gelungen ist, war ich natürlich ziemlich auf den neuen Film gespannt. Auch dieses Mal schreckt Marcello nicht vor einem schwierigen Thema zurück:

Lisa und David befinden sich in der schwierigsten Zeit ihrer Beziehung! Sie gerieten bei einem ihrer langen Spaziergänge in ein heftiges Unwetter. Während Lisa großes Glück hatte und unbeschadet davonkommt, landet David im Rollstuhl! Die neue Situation belastet David sehr. Auch wenn es aussichtslos zu sein scheint, versucht Lisa alles um David beizustehen und ihre Beziehung zu retten.

Der Film beginnt mit Alltagsszenen eines glücklichen jungen Paares – Lisa und David. Man neigt schon dazu, die beiden um ihr Glück zu beneiden, doch dann ändert sich alles schlagartig. Die Idylle ist verschwunden, die Bilder werden bedrückender, die Stimmung zwischen den beiden ist sehr gespannt. David sitzt im Rollstuhl, und während sie alles versucht, seine Stimmung wieder aufzuhellen, ist David gereizt und schroff zu ihr.

Nach und nach erfährt man, dass David und Lisa in ein starkes Unwetter kamen, bei dem David verletzt wurde und im Rollstuhl landete. Zum einen will David darum schon das Haus nicht mehr verlassen, zum anderen scheint er verbittert zu sein, dass das Schicksal es so schlecht mit ihm meint während Lisa noch gesund ist. Oder weiß er, dass er ihr so nur zur Last fällt? Die Situation wirkt hoffnungslos, man fragt sich, wie lange Lisas Liebe noch ausreicht, ihren mürrischen und abweisenden Freund zu ertragen.

Doch dann lässt er sich auf einen Spaziergang in seinem Rollstuhl ein. An den Ort, an dem das Unglück damals geschah. Das öffnet David die Augen ...

Die Schauspieler sind durchweg grandios und beherrschen jeweils das Spiel in der Idylle am Anfang, als auch in der beklemmenden Situation perfekt. Jan Stapelfeldt als hoffnungsloser, gebrochener und mürrischer Freund ist sehr überzeugend und transportiert die Beklemmung regelrecht hinüber zum Zuschauer.

Dass Marcello ein Ästhet und Perfektionist ist, sah man schon bei Unerträglich. Dies hat er bei Unvergessen noch weiterentwickelt: Die Bilder sind durchweg sehr ästhetisch und tragen entschieden zu der jeweiligen Stimmung bei. Und auch die Filmmusik fällt sehr positiv auf, ohne zu sehr in den Vordergrund zu treten.

Spoiler-Warnung! Das Ende von "Unvergessen" enthält außerdem noch einen raffinierten Twist, wie ihn David Lynch oder M. Night Shyamalan (in seinen guten Zeiten) nicht besser hätten umsetzen können. Eine gelungene Überraschung, die den kompletten Film in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Fazit: Der Film hat mich sehr berührt, die Story ist rund und solide umgesetzt. Schauspieler, Bilder, Musik, Kamera, Ton sind alle top. Bitte unbedingt mehr davon – alles andere wäre Verschwendung von Talent.

Story
Gefühl
Musik
Unterhaltung
Ästhetik
Gesamt

Schauspieler: Jan Stapelfeldt / Pia Strömer / Sandra Fleckenstein
Buch & Regie: Marcello Filippelli
Kamera & Schnitt: Felix Ehlert
Musik: Arkadius Sojka

Facebook: http://www.facebook.com/pages/UNVERGESSEN/560884500655016

Kommentare

Also jetzt mal ernsthaft - habt ihr den Film überhaupt geguckt, bevor ihr diese Kritik geschrieben habt?!?!?!?! Ich mein, man kann einen jungen "Regisseur" ja gerne auch mal unterstützen - aber ihn mit satten Lügen zu beweihräuchern kann doch hier niemandem dienlich sein. Die Schauspieler sind im besten Falle mal unteres Mittelmaß - glaubwürdig sieht wirklich ganz anders aus. Die Bilder lassen wahrlich nicht auf einen visuellen Ästhet hindeuten. Da wurde mit Baustrahlern auf die Protagonisten gestrahlt. 70000000Watt. Ein wunder, dass nicht die ganze Bude abgefackelt ist. Die Ausstattung?!?!? - die hatte an den Drehtagen frei. Der Soundtrack - in sich mit Sicherheit stimmig, aber wie ein unerträglicher Teppich über den ganzen Brei gelegt, als wolle man zwecklos versuchen zu verstecken, was nicht zu verstecken ist. Und was der "raffinierte Twist" am Ende mit David Lynch zu tun haben soll, ist mir absolut schleierhaft. Mit M. Night Shyamalan vielleicht, aber sind wir mal ehrlich, der hat nach diesem Film mit dem Jungen auch nur noch Mist gemacht. Das sind jetzt vielleicht harte Worte - aber die bringen dem Regisseur mit Sicherheit mehr, als dieses Gesabbel da oben. PS: Warum zum Teufel sieht das Cover aus wie Pearl Habour für Geschlechtskranke?!

Natürlich habe ich den Film geguckt, bevor ich das schrieb. Ich habe bei dieser Kritik natürlich andere Maßstäbe angelegt wie an eine zig-Millionen-teure Hollywood-Produktion.

Und ich bleibe dabei, für einen "jungen Regisseur" finde ich den Film sehr gelungen - und ich bin sogar mit dem Regisseur weder verwandt noch verschwägert ...

Vielleicht können wir uns einfach darauf einigen, dass Geschmäcker verschieden sind ... und wenn Du den Regisseur weiterbringen willst, dann teile ihm doch einfach Deine Kritikpunkte mit. Tipp: Formuliere Deine Kritik dann konstruktiv, dann wird auch glaubhafter, dass Du weiterhelfen willst ...