"Die Zeit, die Zeit" von Martin Suter
1. September 2014 - 8:07Zwei sehr kurzweilige Frühlingsnachmittage im Garten bereitete mir vor einigen Monaten das Buch "Die Zeit, die Zeit" von Martin Suter. Einmal angefangen wollte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen. Es war nach "Der Koch" erst das zweite Buch von Suter, das ich gelesen hatte, aber auch dieses Mal haben mich Suters Erzählweise und die detailverliebten und dennoch kurzweiligen Beschreibungen gefesselt.
Was ist eigentlich Zeit? Man kann sie nicht anfassen, man kann sie nicht sehen. Dass "Zeit vergangen" ist sieht man nur daran, dass sich Dinge verändert haben: Gegenstände wurden umgestellt, Pflanzen sind gewachsen oder Haare sind ergraut. Doch was ist, wenn keine Veränderung stattfindet? Steht dann auch die Zeit? Und wenn man noch einen Schritt weiter geht und alle Veränderungen seit einem bestimmten Zeitpunkt wieder rückgängig macht, ist dann auch keine Zeit vergangen?
Peter Talers Frau wurde vor der eigenen Haustüre erschossen. Taler gibt sich die Schuld, da er sie absichtlich vor der Türe warten ließ. Seit sie tot ist, ist sein Leben etwas aus den Fugen geraten. Doch eines Tages bemerkt er, dass sein Nachbar Knopp die alten Bäume durch neue ersetzt. Neue, die aussehen wie die alten vor vielen Jahren. Und irgendwann kommt er Knopp auf die Spur: Dieser will alles in den Zustand von vor vielen Jahren zurückversetzen - in den Zustand, als seine Frau noch lebte. Da Knopp selbst zu alt ist, muss Taler ihm helfen, alles wieder so herzurichten, wie es auf den alten Fotos war.
Es scheint, als habe der kauzige Knopp zufällig Fotos von Lauras Mörder gemacht, der nach einem Jahr noch immer nicht gefasst wurde. Die Aussicht auf die Identifizierung von Lauras Mörder gibt Taler neue Hoffnung. Wenn es Taler zuerst auch aus seiner Lethargie reißt und sich die beiden verwittweten Herren anfreunden - irgendwann macht Taler jedoch eine grausame Entdeckung ...
Das Buch ist sehr fesselnd geschrieben und die (von Suter erfundenen) Theorien zur Zeit klingen sehr plausibel. Hier hat der Autor sehr gut recherchiert und es macht viel Spaß, sich auf die Gedankenexperimente über das Wesen der Zeit einzulassen. Auch das Ende ist sehr verblüffend und unerwartet.